Geschichte der Jazzfotografie
Um diese spezielle Tradition zu verstehen, ist es erforderlich, die Wurzeln des Jazz-Genres und seine Charakteristik zu kennen. Jazz entstand Anfang des 20. Jahrhunderts, entwickelte, entfaltete und veränderte sich mit der Zeit und durchlebte mehrere charakteristische Phasen. Geschaffen von Afro-Amerikanern in New York, beeinflusst von Ragtime und Blues, bildete der Jazz eine Verbindung von traditionell afrikanischen Rhythmen und harmonisch-europäischen Strukturen. Ein früher Versuch, Jazz als Musik zu beschreiben, deren größtes Merkmal Improvisation sei, stellte sich als zu eingeschränkt und größtenteils unwahr heraus, denn Komposition, Arrangement und Ensemble zählen ebenso zu den essenziellen Elementen des Genres. Charakteristisch für Jazz sind synkopierte Rhythmen (also der Ausfall einer Senkung im Vers), polyphone (mehrstimmige) Ensembles, verschiedene Improvisationsgrade, oftmals absichtlich abweichende Tonhöhen und die Verwendung origineller Klangfarben.
Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden mehrere Fotos, auf denen die berühmtesten Jazz-Bands der Zeit abgebildet waren, aufgenommen. Dies geschah überall dort, wo Musik passierte: New Orleans, Chicago, Kansas und New York City. In den Fotos standen die Bands fast immer in einer Pose, die sie mit den Instrumenten in der Hand zeigte. Ungestellte Fotos wurden, zumindest aus der Nähe, kaum geschossen und fokussierten kaum auf einen bestimmten Musiker. Fotografien der Jazzmusik fand man in Zeitungen, auf Postern und in Jazzmagazinen, wie das in den Dreißigerjahren geschaffene „Downbeat“-Magazin, das ein Interesse für Amerikas exotische Musik hatte. Nun wurden die Fotos auch für die Cover der Alben verwendet und bewiesen so Mitte der Fünfzigerjahre die wachsende Achtung für die Jazzmusik und Jazzfotografie.
Plattenfirmen waren die ersten, die Available-Light-Fotografie für ihre Albumcovers verwendeten. Die Available-Light-Fotografie ist eine Technik, die keine künstlichen Lichter verwendet und durch ihre leicht verschwommene und unscharfe Qualität einen emotionalen Einfluss hatte.
Etwa um die Vierzigerjahre erfuhr die Jazzfotografie eine Wende. Die Fotografen entwickelten ihren individuellen Stil und der Fokus lag nun eher auf dem Portrait des Individuums und der Übermittlung einer Emotion, Persönlichkeit oder Geschichte.